10-jähriges Jubiläum der Kooperation zwischen IFD und Bistum Würzburg
Zehn Jahre Erfolgsgeschichte
Bistum Würzburg und Integrationsfachdienst feiern zehnjährige Kooperation – Bischof Jung: Es ist wichtig, die Belange von Menschen in schwierigen Lebenssituationen im Blick zu haben
Würzburg (POW) Als wichtige und gute Kooperation haben Vertreterinnen und Vertreter von Bistum Würzburg und Integrationsfachdienst (ifd) ihre zehnjährige Zusammenarbeit bei einer Feierstunde am Mittwoch, 23. Februar, in der Jugendkirche Würzburg gewürdigt. „Jeder ist bedürftig und behindert. Es ist daher wichtig, Menschen mit Behinderung Gehör zu verschaffen und sich in Konfliktsituationen für ihre Perspektive stark zu machen“, sagte Bischof Dr. Franz Jung. Vollständige Inklusion sei zwar auf Erden ein unerreichbares Ideal. Es brauche dennoch den Mut zur sozialen Utopie. Gerade die Kirche sei hier gefordert. Sie habe als Vorbild und Begleiter Jesus Christus, „der alle Gebrochenheit getragen hat“.
Eva Klässer, Prokuristin des ifd, blickte auf die Entstehung der Kooperation mit dem Bistum. Im Jahr 2011 sei erstmals die Idee aufgekommen, eine eigene Anlaufstelle innerhalb der Diözese Würzburg für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit und ohne Behinderung und deren Vorgesetzte einzurichten. Damals kümmerte sich der ifd um einen gehörlosen Auszubildenden, bei dem es Probleme in der Berufsschule gab. Neben einer Nachhilfe organisierte der Integrationsfachdienst auch eine Verbesserung der Kommunikation im Betrieb sowie die Einrichtung eines Vibrationsalarms, damit der Mitarbeiter angefunkt werden konnte. „Aufgrund dieser engen Zusammenarbeit ergaben sich innerhalb der Diözese Würzburg diverse andere Fragestellungen, zum Beispiel, wie Langzeitkranke, psychisch instabile oder sowohl körperlich als auch psychisch nicht belastbare Mitarbeiter unterstützt werden können.“
Seit dem Start der Kooperation im Januar 2012 habe der ifd auch ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) aufgebaut. Dieses betreut Beschäftigte, die innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig sind. Wie Klässer erklärte, habe sich das Angebot des ifd auch in andere Richtungen weiterentwickelt. Seien zu Beginn hauptsächlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung angesprochen gewesen, kümmerten sich heute die beiden Integrationsfachdienstmitarbeiterinnen Julia Unkelbach und Katrin Nikolai um alle Belange der Angestellten innerhalb der Diözese Würzburg, die sich in herausfordernden Lebenssituationen befinden. „Das kann der Verwaltungsangestellte sein, der einen zu pflegenden Angehörigen zu Hause hat und sich in einer besonderen Belastungssituation befindet, oder eine Küchenkraft mit einer Hörbehinderung, bei der die Kommunikation am Arbeitsplatz verbessert werden muss.“ Kein Thema bleibe ausgeschlossen.
Neben dem Beratungsangebot gehöre auch die Vernetzung von verschiedenen Einrichtungen innerhalb der Diözese Würzburg zu den Aufgaben des Integrationsfachdienstes, sagte Klässer. In Form eines Runden Tisches treffen sich etwa zehn Einrichtungen der Diözese Würzburg mehrmals jährlich und tauschen sich über verschiedene Themen aus. So wurden beispielsweise die Inhalte der Inklusionsvereinbarung besprochen, die seit 2020 in Kraft ist und die Teilhabe schwerbehinderter und langzeiterkrankter Menschen innerhalb der Diözese Würzburg festschreibt.
Dr. Harald Ebert, Leiter der Würzburger Caritas-Don Bosco-Berufsschule und Mitglied des Runden Tischs Inklusion, lobte den Paradigmenwechsel, der sich seitens der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen habe. Er selbst erinnere sich noch, dass 1984 die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) eine Referatsstelle „für Menschen in der Lebenslage Behinderung“ eingerichtet habe. Der Jugendverband habe damit, anders als beispielsweise bei vielen Angeboten der Caritas, den Blick nicht auf ein „für“, sondern auf das „mit“ Menschen mit Behinderung gelegt. Ab dem Jahr 2000 haben laut Ebert dann die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Familienbund der Katholiken (FDK) sich des Themas angenommen. „Es muss einen Unterschied machen, wie Kirche mit besonderen Lebenssituationen umgeht“, sagte Ebert. In der Wirtschaft sei, bis kürzlich gesetzliche Regelungen getroffen wurden, bis auf wenige löbliche Ausnahmen das Prinzip „Exklusion und Entsorgung“ vertreten worden. Ebert dankte den Frauen, die mehrheitlich das Thema Inklusion bei der Kirche präsent gehalten hätten, namentlich Hildegard Metzger und Pia Beckmann. Dass das Thema durch die Zusammenarbeit mit dem ifd eine Verstetigung gefunden habe, sei „ein Stück meiner Kirche, das ich gerne vorzeige“, erklärte Ebert.
Mehr als ein Dutzend Frauen und Männer aus Bischöflichem Ordinariat, Caritas, Sozialdienst katholischer Frauen, Vinzenz-Werkstätten oder Caritas-Don Bosco-Berufsschule, die dem Runden Tisch Inklusion angehören, schilderten in kurzen Videoeinspielungen ihre positiven Erlebnisse und ihre Motivation für diesen Einsatz.
Bischof Jung deutete das Thema Inklusion anhand der biblischen Erzählung der Begegnung Jesu mit dem blinden Bartimäus in Jericho. Jesus bleibe bewusst stehen und rufe den Blinden zu sich. Es sei wichtig, Menschen bewusst wahrzunehmen. Dann frage Jesus Bartimäus, was er für ihn tun solle. Ähnlich funktioniere der Runde Tisch Inklusion, der seit fünf Jahren bestehe und versuche, passgenaue Angebote im Raum der Kirche zu entwickeln. Es gehe darum, im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit die Anwaltschaft für Menschen mit Behinderung zu übernehmen. Der Mensch sei, wie der Philosoph, Anthropologe und Soziologe Arnold Gehlen sagt, ein „Mängelwesen“. Es gelte, sich dessen bewusst zu sein, da krisenhafte Lebenssituationen wie Phasen einer längeren Erkrankung jeden treffen könnten. Wenn Kirche qualifiziert mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehe, könne sie auch nach außen, beispielsweise in die regionale Wirtschaft hinein, glaubwürdig für die Belange von Menschen mit Behinderung eintreten, betonte Bischof Jung.
Stichwort: Integrationsfachdienst Würzburg
Der Integrationsfachdienst Würzburg (ifd) ist eine Beratungsstelle, die Menschen mit Behinderung bei der Integration ins Arbeitsleben unterstützt und Arbeitgeber berät, die schwerbehinderte Menschen beschäftigen oder beabsichtigen, das zu tun. Seine gesetzliche Grundlage findet sich im Schwerbehindertenrecht, dem Sozialgesetzbuch IX, §192ff. Neben Hilfe bei der Stellensuche bietet der ifd auch Begleitung im Arbeitsleben und unterstützt auch Schülerinnen und Schüler von Förderschulen bei der beruflichen Orientierung. Weitere Informationen im Internet unter www.ifd-wuerzburg.de. Die Mitarbeiterinnen der betrieblichen Sozialarbeit innerhalb der Diözese Würzburg, Kathrin Nikolai und Julia Unkelbach, sind unter E-Mail kathrin.nikolai@ifd-wuerzburg.de beziehungsweise julia.unkelbach@ifd-wuerzburg.de sowie telefonisch unter 0931/38660065 im Kilianeum-Haus der Jugend in der Würzburger Ottostraße 1 zu erreichen.
Quelle: Pressestelle des Bistums Würzburg